Zeichenfabrik Andrea Jakob
Linie 3

Spätestens ab Ehinger Tor in Richtung Wissenschaftsstadt wird es immer eng im Bus. Ärger gibt es trotzdem selten.

Heute schon.

 

Zur Fahrkartenkontrolle steigen grundsätzlich zwei Kollegen ein, um  möglichst alle Schlupflöcher vorn und hinten abzudecken. Es muß schnell gearbeitet werden zwischen zwei Stationen, sonst macht das ganze keinen Sinn. Die Fahrzeit zwischen Ehinger Tor und altem Fritz ist in dieser Hinsicht besonders ergiebig, denn es bleibt genügend Zeit, jeden einzelnen gründlich zu durchleuchten.

Während sich der Bus nun an diesem Tag  der immer wahnwitzigeren Mutter aller Ulmer Baustellen nähert , auf der sich momentan verschiedene Brücken im Abriss- sowie Aufbaustadium befinden und uns in ohrenbetäubendem Lärm der Himmel in Form mehrerer schwebender Betonteile auf den Kopf zu fallen droht, werden zwei Personen dingfest gemacht, die sich Beförderungsleistungen durch die SWU erschleichen wollten.

 

Auf der mittleren Plattform versucht gerade ein Mensch mit Sieben-Tage-Bart und klapprigem Fahrrad, sich auf gebrochenem Deutsch herauszuwinden. Die Frage nach Identity Card kann oder will er nicht verstehen, zeigt ein nichtssagendes Stück Papier, schimpft laut, denn eigentlich sei er gerade auf dem Weg zum Busfahrer gewesen, um sich eine Fahrkarte zu holen. Warum man ihn denn jetzt nicht lasse. Bei all dem wilden Argumentieren und Gestikulieren fängt das Fahrrad immer wieder an, um und auf den Kontrolleur drauf zu fallen, weswegen dieser zunehmend fuchsig und ungehalten wird. Während sich hier weiterhin kein Kompromiss abzeichnet, beschäftigt im vorderen Teil des Busses ein junges Pärchen, etwas besser der deutschen Sprache mächtig, die "Beamtin im Vollzug". Man zeigt hier ebenfalls keinerlei Verständnis für derlei drastische Maßnahmen (Aufnahme der Personalien, Strafgebühr) , denn man habe ja sowieso nur eine Station fahren wollen. Das ganze zieht sich und die junge Frau wird ungeduldig:" Können Sie nicht schneller machen? Wir müssen hier raus!" Auch in diesem Konflikt kommt es zu keiner Einigung und die schlechte Stimmung sowie die Tonlage hier wie dort steigert sich von Station zu Station.

Die Beobachterin verlässt an der Haltestelle Oberer Hasenkopfweg  die Szenerie.

Der Bus fährt weiter in kompletter Besetzung Richtung Uni Süd.

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